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Beitrag vom 23.11.2005
Merry Christmas
Maren Westensee
Am Weihnachtsabend 1914 verbrüderten sich die verfeindeten Soldaten des ersten Weltkrieges auf dem Schlachtfeld. Doch der bittere Ernst holte sie bald wieder ein. Unterhaltsam, lustig und traurig.
Weihnachten seid ihr wieder zu Hause, wurde es den Soldaten am Anfang des Ersten Weltkriegs versprochen. Doch schon bald zeichnete sich ab, dass dies unmöglich war. Die Verteidigung war den Angriffen überlegen, und es kam zum gegenseitigen Gemetzel, ohne das eine Partei große strategische Gewinne erreichte. Die Soldaten waren demoralisiert, und der erste Weihnachtsabend des Krieges rückte näher.
Unter den Deutschen befindet sich der Star-Tenor der Berliner Oper, Nikolaus Sprink (Benno Fürmann). Anna Sörensen (Diane Krüger), seine große Liebe und Gesangspartnerin, bleibt allein und voller Sehnsucht zurück. In ihrer Not organisiert sie einen Liederabend an der Front, zudem nur die Oberbefehlshaber eingeladen werden. Und natürlich ihr Gesangspartner Nikolaus. Doch der gemeinsame Abend wird überschattet von Nikolaus niedergeschlagener Stimmung. Er will in den Schützengraben zurück zu seinen Männern. Anna kommt kurzentschlossen mit.
Zwischen all den zerlumpten Soldaten wirkt sie wie ein Paradiesvogel, und Leutnant Horstmayer, erst auf den dritten Blick als Daniel Brühl erkennbar, kritisiert den Startenor dafür, dass er Anna mitgebracht hat. Mit seinem Bart und dem übergroßen Armeemantel wirkt die Figur eher lächerlich und kaum wie ein erwachsener durchsetzungsfähiger Leutnant. Anna läßt sich jedoch nicht beirren und drängt ihren Nikolaus, den Soldaten etwas vorzusingen. Nach einigem Zögern gibt der Tenor nach. Sein Gesang verbreitet sich durch die stille Nacht und dringt bis zu den wenige Meter entfernt liegenden Gräben der Feinde. Als er endet, bekommt er auch von ihnen lauten Applaus.
Zögernd und vorsichtig nähern sich die Soldaten aneinander an. Die Befehlshaber verlassen schließlich sogar ihre Gräben und vereinbaren einen Waffenstillstand für Weihnachten. Nun fangen die Soldaten an zu feiern, teilen ihre Essen, trinken zusammen Alkohol und nehmen alle gemeinsam an einem Gottesdienst teil, den ein schottischer Geistlicher hält. Feierlich der Moment, indem Diane Krüger als Anna vor den versammelten Soldaten singt. Doch auch das Fest der Liebe geht vorbei.
Der Film wurde 2005 bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt.
AVIVA-Tipp: Unterhaltsam und spannend wird von verfeindeten Soldaten erzählt, die gemeinsam aufhörten zu kämpfen. Ihre langsame Annäherung ist humorvoll und sympathisch dargestellt und läßt Raum für Liebe und Freundschaft der Personen. Eine schöne und traurige Weihnachtsgeschichte.
Zur Geschichte: Es handelt sich um eine wahre Begebenheit. Michael Jürgs hat in seinem Buch "Der kleine Frieden im großen Krieg" den Waffenstillstand Weihnachten 1914 aus deutscher Sicht nacherzählt.
Merry Christmas
Internationale Koproduktion, 2005
115 Minuten
Regisseur: Christian Carion
DarstellerInnen: Benno Fürmann, Diane Krüger, Daniel Brühl, Guillaume Canet u.a.
Senator Film Verleih
Kinostart: 24. November 2005